Lustvolle Führung
Der Quartierverein Südost lädt regelmässig ein zu Führungen im und rund ums Quartier. Ende September ging es um «Lust und Laster». Es war eine lustige und interessante Tour durch die Geschichte St.Gallens.

Lust und Laster – da denkt man als Bewohner:in des Linsebühls schnell an die Geschichte des Quartiers als Rotlichtviertel. Doch dass es auch andere, überraschende Formen von Lust und Laster gibt, zeigte Stadtführer Jürg Weibel auf der Tour. Zum Beispiel die religiöse Lust (die zu Visionen führen kann) am Beispiel der Heiligen Wyborada, die sich einsperren liess und eine Dornenbluse trug, oder die Lust am Gruseln, wie sie die Guillotine im Schaufenster im Bermudadreieck symbolisiert.
Liebes-Skandal an Kanti
Viel Lust und Laster – zumindest aus der Sicht der strengen Sitten in den 1960er-Jahren – gab es in der nördlichen Altstadt beim Goliath oder dem legendären Club Africana. Ein heute kaum nachvollziehbarer Skandal spielte sich 1970 an der Kantonsschule am Burggraben ab. Der Rektor wollte eine Schülerin und zwei Schüler verweisen, weil das Mädchen zuerst den einen, dann den anderen als Freund hatte und dies in der selben Klasse. Darauf gab es einen grossen Protest aus der Schülerschaft («Aktion Rotes Herz»).
Einschleichen ins Sex-Kino
Zum Schluss landete die 12-köpfige Gruppe im Linsebühl beim ehemaligen Kino Tiffany oder Kino Säntis, wie es früher hiess. «Am Wochende liefen hier explizite Filme ab 18, als Jugendliche war es unsere Mutprobe dort in der Pause reinzuschleichen», erzählte Weibel. Es war eine von vielen Anekdoten, die er im Verlauf des Abends zum Besten gab. Der Ur-St.Galler sorgte so für zwei lebhafte, vergnügliche und interessante Stunden.
Text und Foto: Sascha Schmid
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