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Runder Tisch zur Drogenszene im Quartier

Die Drogensituation in der Stadt und in unserem Quartier hat sich in letzten ein bis zwei Jahren verschärft. Es wird vermehrt öffentlich gedealt und konsumiert. Zudem steigt die Armut, wodurch die Gassenküche stark frequentiert ist. An einem runden Tisch Mitte Januar wurde das Thema mit verschiedenen Beteiligten aus dem Quartier diskutiert.

Vertreter des lokalen Gewerbes, der Kirche, des Quartiervereins, der Stiftung Suchthilfe und der Polizei im Gespräch.
Vertreter des lokalen Gewerbes, der Kirche, des Quartiervereins, der Stiftung Suchthilfe und der Polizei im Gespräch.

Die Gassenküche gehört seit 23 Jahren zum Linsebühlquartier. Hier finden Menschen mit Alkohol-, Drogen- oder Verhaltensproblemen Obhut, bekommen günstiges Essen und einen Ort, sich aufzuhalten und soziale Kontakte zu pflegen. Dass sich die Gassenküche im Linsebühl befindet, ist kein Zufall. Das Quartier ist seit jeher ein Ort, wo unterschiedliche soziale Schichten zusammen oder nebeneinander leben. Früher befand sich das Rotlichtviertel im Quartier. Der Strassenstrich ist zwar verschwunden, doch das Raue, die Gegensätze sind geblieben. Sie gehören zum Charakter des Quartiers. Die Gassenküche und ihre Gäste sind ein Teil davon. Genauso wie Suchtkranke, die im Quartier wohnen.


Mehr Armut, mehr Kokain

Sie sind ein Spiegel der Gesellschaft und diese hat sich verändert. In Europa, in anderen Schweizer Städten und in unserem Quartier heisst dies: Mehr Armut, mehr psychische Probleme, mehr Drogenkonsum, mehr Kokain. Die Gäste der Gassenküche sind zahlreicher. Die meisten verhalten sich korrekt. Einige sind aber besonders auffällig und aggressiv. Dazu wird vermehrt öffentlich konsumiert und gedealt. Es kommt auch zu Einschleichdiebstählen, auch wenn nicht unbedingt von Gästen der Gassenküche.


Die Akzeptanz für die Gassenküche ist gross. Damit dies aber so bleibt, müssen Probleme auf den Tisch. Der Quartierverein und die Stiftung Suchthilfe – die Trägerin der Gassenküche – haben darum zu einem runden Tisch geladen. Am 15. Januar trafen sich Vertreter des nahen Gewerbes, der Kirchgemeinde, der Polizei, der Gassenküche und des Quartiervereins.


Der Austausch war konstruktiv und manchmal auch emotional. Man ist sich bewusst, dass es im Linsebühl Toleranz braucht gegenüber den Gästen der Gassenküche und anderen Menschen am Rande der Gesellschaft. Gleichzeitig gibt es auch Grenzen, zum Beispiel wenn öffentlich und offensichtlich gedealt und konsumiert wird, besonders an Orten wie Spielplätzen. Oder wenn das Trottoir bevölkert ist vor der Gassenküche, so dass Passantinnen kaum durchkommen. Oder wenn Kunden der Läden und Beizen belästigt werden.


Starke Polizeipräsenz

Die Stiftung Suchthilfe und die Polizei haben schon seit längerem ein Augenmerk auf die Situation. Die Stiftung ist mit Leuten der aufsuchende Sozialarbeit vor Ort. Die Polizei hat die Präsenz verstärkt, sowohl in Uniform als auch in zivil. Sie weist Menschen weg, wenn sie öffentlich Drogen konsumieren, sie hält Dealer an. Doch die Mittel sind begrenzt.


Einerseits kann sie nicht rund um die Uhr vor Ort sein, andererseits sind Kleinstmengen von Drogen nicht illegal. Die Gassenküche steht derweil vor der Herausforderung, dass sie nicht ständig rund um das Lokal für Ordnung sorgen kann. Sie wird aber bemüht sein, die Lage unter Kontrolle zu halten. Die Polizei wird weiterhin stark präsent sein. Und es wird wieder einen runden Tisch geben, um die Situation im Blick zu halten.


Hinweise aus Bevölkerung

Einen Teil kann auch die Bevölkerung beitragen: Aufmerksam sein, Präsenz markieren, wenn öffentlich konsumiert wird oder einfach die Stadtpolizei rufen (071 224 60 00), damit keine offene Drogenszene entsteht. Die Polizei ist froh um Hinweise. Wenn es Probleme rund um die Gassenküche gibt, kann man sich dort jederzeit melden (071 222 30 03). Wenn es um generelle Missstände oder Fragen geht, kann man sich auch beim Quartierverein melden (076 573 23 49).


Es gibt aber auch kleine Dinge, die man selber tun kann, wie die Haustüre abschliessen, keine Pakete draussen liegen lassen und schliesslich auch etwas Verständnis aufbringen für die Menschen, die suchtkrank und nicht immer sozial verträglich sind.


Text und Bild: Sascha Schmid, Präsident Quartierverein Südost

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